Man kennt das Problem. Man hat einen gut geführten Terminkalender, führt Listen über Dinge, die es zu erledigen gilt. Was automatisierbar ist, wurde automatisiert. Zeitmanagement, Arbeitsmanagement, Lebensmanagement, alles perfektioniert nach kundigem Ratschlag. Selbst für reichlich Motivation wurde gesorgt. Diverse Poster hängen an der Wand und Motivationssprüche werden automatisch auf PC und Smartphone angezeigt. Man hat alles probiert und umgesetzt. Und doch schafft man nichts, hängt in einer Tretmühle fest.
Mehr als je zuvor klagen die Leute, wie hart Sie arbeiten müssen. Wie sehr Sie Ihren Aufgaben und persönlichen Ansprüchen hinterher hecheln. Doch wie kann das sein?
Die Antwort könnte darin liegen, dass man einen verzerrten Blick auf die eigene Leistung hat. Heute leben wir im Zeitalter der Sofortbefriedigung. Alles ist darauf ausgerichtet, dass man möglichst schnell seine Befriedigung bekommt, ohne sich anstrengen zu müssen. Gleichzeitig bekommt man von allen Seiten „Management“Seminare. Egal ob Zeitmanagement, Aufgaben- oder Projektmanagement, die Aussage ist immer gleich. Mit diesen Hilfsmitteln wird man alles in den Griff bekommen. Und ja, die Techniken helfen tatsächlich. Aber eben nur, wenn man nach dem Listenschreiben und Kalenderführen auch tatsächlich etwas tut!
Doch heute sind viele Menschen durch die Sofortbefriedigung daran gewöhnt, dass nichts mehr Arbeit macht. Nichts mehr anstrengend sein darf. Denn dann macht man ja etwas falsch. Und anstrengend kann sehr vieles werden, wenn man nur auf einem niedrigen Niveau startet. Wer sein Leben auf der Couch verbracht hat mit Cola und Chips wird es als unendlich anstrengend empfinden, einen Kilometer zu gehen. Wer nur ein bisschen fit ist hingegen kann ohne Probleme 10 Kilometer gehen in unter 2 Stunden, ohne erschöpft zu sein. Ich weiß es, denn ich habe es probiert.
Aber genau daraus dreht der moderne Mensch sich seine Schlinge. Man kennt keine richtig harte Arbeit mehr, da Maschinen alle schweren Tätigkeiten übernehmen.
Und so schuppst der moderne Mensch seine Arbeit von einer Liste auf die nächste, organisiert und optimiert alles bis zum maximum, nur den wichtigsten Schritt macht er nicht. Er setzt nichts in die Tat um. Doch solange ein Gedanke nicht von einer Tat begleitet ist, wird der Gedanke auch auf ewig ein Gedanke bleiben. Da helfen dann weder Motivationsbücher noch ein ausgefeiltes Management. Irgendwann muss man die Arbeit auch machen.
Dass man diese nicht macht sieht man relativ einfach. Wenn man Muskeln haben will und monatelang ohne Ergebnis trainiert, dann trainiert man einfach mit zu wenig Gewicht. Denn Muskeln wachsen nur, wenn die Aufgabe so schwer ist, dass Sie wachsen müssen.
Wenn man ein sauberes Zimmer haben will muss man einfach die Sachen sofort wieder an Ihren Platz zurückstellen. Und was keinen Platz hat, da muss man sich fragen, ob man es nicht wegwerfen sollte. Denn Platz kommt erst, wenn man sein Überflüssiges Zeug auch tatsächlich aus dem Haus wirft.
Wer sich ärgert, dass er in etwas keinen Fortschritt macht, obwohl er doch so viel tut, der muss einen kritischen Blick auf sich selber werfen. Meistens liegt es daran, dass man sich nicht hart genug pusht. Ob man selber glaubt, man macht genug ist dabei zweitrangig. Was zählt ist die tatsächliche Tat. Wachstum findet immer ausserhalb der Komfortzone statt. Und ob man wächst sieht man an dem Ergebnis.
Das klingt alles sehr einfach und unmissverständlich. Kaum wert, es aufzuschreiben. Doch gerade die selbstverständlichen Dinge sind meist die, die man vergisst, da Sie so selbstverständlich sind.
Es gibt so viele Menschen, die ein eigenes Geschäft starten wollten und alles gemacht haben, von Büroanmietung bis hin zu persönlichem Briefpapier und Visitenkarten. Nur das eigentliche Geschäft haben Sie nie wirklich betrieben. Sie wollten Geschäftsmänner sein, ohne zu arbeiten. Der Traum, den viele gerade träumen. Doch eigentlich spielen Sie dabei nur Geschäftsmann, sind jedoch keiner.
Ebenso der verkappte Autor, der zwar seine großen Ambitionen hat, der aber nie eine Geschichte fertig bringt, dafür aber seine Zeit in teuren Cafe’s verbringt in denen er mit Block, Stift und ultraschmalem Laptop für andere sich so darstellen kann, als wäre er ein schwerbeschäftigter Künstler. Doch meist bringt dieser Künstler nichts zu Werke, verbringt lieber die Zeit damit, im Internet zu surfen und nach Schreibmotivation zu suchen, anstatt zu schreiben. Ein Tipp am Rande: Man muss zuerst ein Buch fertig haben, bevor man einen Verleger sucht.
Es gibt da einen Spruch. Es ist egal, wie langsam man geht, man ist immer schneller, als der Mann auf der Couch. Das ist wahr, aber man darf sich nicht wundern, dass man langsamer ankommt, wenn man langsamer geht. Es gibt einfach so viele Möglichkeiten, sich mit unwichtigen Dingen so lange und in Detail zu beschäftigten, Unterlagen so lange neu zu organisieren, dass man gar keine Zeit mehr hat, das wichtige in die Tat umzusetzen. Und dass einfach, da man sich so geschäftig hält, dass man nie in die Gefahr gerät, aus der eigenen Komfortzone herauszukommen.
Darum stell dir die Frage: Wie hart arbeitest du wirklich?
Aktiv zu sein ist nicht so schwer, wenn man erst mal in Bewegung ist. Schwierig wird es erst, wenn man in Bewegung kommen muss. Das wussten schon die alten Griechen vor über 2000 Jahren. Schrieb zum Beispiel Xenophon in seinem Buch Anabis davon, wie einfach es ist weiter zu gehen, wenn man sich schon bewegt, doch wie schwer es ist, wieder in Bewegung zu geraten, wenn man erst einmal zum Stillstand gekommen ist.
Doch wie kommt man wieder in Bewegung? Für jeden gibt es ein anderes Mittel. Der eine braucht, wie Xenophon, einen anderen, der Ihn anspornt. Der nächste fährt am besten, wenn er nichts sagt und einfach arbeitet. Mancher sucht sich eine Aufgabe, die einen zur täglichen Aktivität zwingt, wie einen Garten. Den Garten muss man täglich pflegen, denn wenn nicht sieht man sofort, wie die Pflanzen verdorren und das Unkraut sprießt. Und sobald diese Arbeit getan ist, ist man bereits in Schwung für das nächste. Und wieder andere müssen einfach nur mit einer kleinen Tätigkeit anfangen, einfach mit der kleinstmöglichen Arbeit starten, die möglich ist. Da reicht es manchem schon, so etwas banales zu tun wie den Müll raustragen und mit dem Momentum schwingen Sie sich zu höchsten Leistungen auf.
Also: Wie hart arbeitest du?