„Was ist mir wichtig?“ ist eine schwer zu beantwortende Frage. Wer nicht in Armut lebt tut sich meist schwer, die Frage zu beantworten. Viele haben auch Angst vor dieser Frage, da Sie so groß und schwierig erscheint. Wo soll man anfangen, wo aufhören?
Dann kommt noch die Furcht dazu, sich eingestehen zu müssen, dass man die falsche Entscheidung getroffen und einen Teil seines Lebens sinnlos vergeudet hatte. Sich das einzugestehen braucht sehr viel Willenskraft.
Doch egal wie schmerzhaft, es ist besser, sich jetzt schlecht zu fühlen und die Zukunft zum Besseren zu wenden, als weiter zu warten und für immer unglücklich zu bleiben.
Aber wie kann man die Antwort finden?
Vielen hilft es schon sehr, die Frage einfach anders zu formulieren. Sehr beliebt sind:
- „Was würde ich tun, wenn ich genügend Geld hätte, um nie mehr arbeiten zu müssen?“
- „Auf was könnte ich niemals verzichten?“
- „Wie würde mein Idealer Tag ablaufen?“
- „Was sollten die Menschen auf meiner Beerdigung idealer Weise über mich sagen?“
Wer sich gewissenhaft mit den einzelnen Fragen beschäftigt wird am Ende normalerweise bei jeder Frage auf dieselbe Antwort kommen. Diese sind einfach so formuliert, dass man als Antwort immer die eigenen Wunschziele nennen wird, selbst wenn man diese noch nicht einmal bewusst kennt.
Warum es so viele Versionen gibt, wo doch dann eine reichen würde?
Jeder Mensch ist anders und reagiert deswegen auch anders auf diese Fragen. Den einen berührt die 1. Frage enorm, den nächsten lässt Sie kalt. Diese Person kann aber dann plötzlich vielleicht eine Erleuchtung bekommen bei der 4. Frage.
Jede dieser Fragen funktioniert, nur eben nicht bei jedem. Man sollte sich auf jeden Fall ein paar Stunden Zeit und einen Block nehmen und die Frage für sich selbst schriftlich beantworten.
Einen kleinen Haken haben diese Fragen jedoch. Meist entsteht zwar eine schöne Liste, wie das Leben sein sollte, doch die Frage, wie man diese Sachen in sein vorhandenes Leben noch hinein pressen soll lässt den schönen Traum gleich wieder platzen. Denn es ist ja nie genug Zeit vorhanden denkt man sich. In Wahrheit ist die Zeit nie vorhanden, da man Sie erst schaffen muss. Damit für eine Sache mehr Zeit bleibt muss eine andere Sache zurückstecken. Wer jeden Abend vor der Mattscheibe verbringt oder Social Media surft, der hat keine Zeit für Sport, da der anderes priorisiert. Man muss sinnlose Zeitfresser aufgeben, um die Zeit für etwas wichtiges zu finden. Aber der Mensch tut sich generell leichter, Dinge zu seinem Leben hinzuzufügen, als zu verzichten. Deswegen hier ein kleines Gedankenexperiment. Nehmen Sie sich auch hier Stift und Block zur Hand und ein paar Stunden ungestörte Ruhe.
Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Raum und der Raum ist absolut leer. Machen Sie Ihn so groß, wie es Ihnen gefällt. Er ist weiß gestrichen, hat keine Fenster, keine Möbel, keine Tür. Weder an den Wänden, noch an der Decke hängt irgendetwas. Sie sind alle komplett leer. Auch Sie tragen nichts. Keine Hose, kein Hemd, keine Tasche in der Sie etwas verstauen könnten. Man hat Ihnen alles weggenommen, was Sie hatten. Sie besitzen keine Gegenstände mehr, haben keine Verpflichtungen mehr in der Welt draussen. Sie werden den Rest Ihres Lebens in diesem Raum verbringen.
Eine schreckliche Vorstellung. Doch Sie haben Glück. Sie dürfen diesen Raum so einrichten, wie Sie wollen. Einzige Voraussetzung: Jedes Teil muss Ihnen persönlich wichtig sein.
Beginnen Sie mit Ihrer Kleidung. Sie wollen ja nicht frieren. Wollen Sie wieder dasselbe, was Sie früher trugen? Oder hätten Sie immer gerne einen Smoking getragen? Ist es Ihnen ganz egal, was Sie anhaben? Sie können jeden Stil tragen, den Sie wollen. Haben Sie sich entschieden? Was ist dabei herausgekommen? Tragen Sie wieder dasselbe, oder etwas ganz anderes? Denn so, wie Sie sich jetzt gerade vorstellen, so wollen Sie auch sein. Wie sieht es eigentlich mit Ihrem Körper aus? War er gut trainiert oder war er Ihnen ganz egal?
Machen wir weiter mit dem Raum. Sie werden wahrscheinlich einen Tisch und einen Stuhl haben wollen. Ebenso ein Bett. Stellen Sie sich diese Gegenstände ruhig in allen Details vor. Dunkles Holz, blitzendes Chrom, verspielt oder Minimalistisch, es ist ganz Ihnen überlassen. Vielleicht auch Sportgeräte, wenn Sie in Form bleiben wollen. Ob Hanteln, Indian Clubs, Kettlebells, Tretmühle oder Klimmzugstange, es bleibt auch ganz Ihren Wünschen überlassen.
Sie wollen aber bestimmt nicht den ganzen Tag gelangweilt in dem Raum sitzen. Hier kommt noch eine Regel dazu. Keine Medien wie Internet, Computerspiele oder Fernsehen. Sonst wäre es ja zu einfach. Was dann? Nun, wie wäre es mit einem Hobby? Denken Sie tief nach. Wenn Sie alles könnten, womit würden Sie sich gerne die Zeit vertreiben? Tischlern, schweißen, malen, schreiben, Motor schrauben? Oder eher sportliche Sachen wie Basketball, Tennis, vielleicht auch Golf? Sie können den Raum ja beliebig groß machen. Oder sind Sie eher Kampfsport orientiert? Wie wäre es mit Karate, Judo, Wrestling, Boxen, Fechten, HEMA oder irgendetwas anderem in dieser Art?
Interessiert Sie irgendein Sammelthema für das Sie spezielle Dinge benötigen? Oder wollen Sie lieber das Leben der Forschung widmen? Kartenspiele lernen? Tanzen? Töpfern?
Gehen Sie tief in sich. Was würden Sie gerne tun, wenn Sie die Zeit nicht mit Filmen, Internet und Social Media vertreiben können?
Langsam dürfte Ihr Raum auch gut ausgestattet sein. Gibt es noch irgendwas, was Ihnen in Ihrem (perfekten) Raum wirklich fehlt? Worauf können Sie nun einfach nicht verzichten? Vielleicht Motorradfahren, reine Natur, oder die Verwandten und Freunde? Oder mangelt es noch an der spirituellen Erfüllung? Vielleicht ein kleiner Altar oder ein Platz zum Meditieren?
Inzwischen dürfte Ihr Raum prall gefüllt sein. Doch wissen Sie, was Sie NICHT eingefügt haben? All den Schund, mit dem Sie sonst Ihre Zeit verbringen! Kein Fernsehen oder sinnloses Internetsurfen, keine Videospiele oder die ganzen Besitztümer, auf die einen die Medien ganz scharf machen. Da ist kein Ferrari, keine Rolex und kein Champagner in Ihrer Vision. Zumindest sollte es nicht sein, denn den Raum sollten Sie ja nur mit Dingen füllen, auf die Sie partout nicht verzichten können.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Abschluss dieses Experiments. Wenn Sie nun noch einmal Ihre Notizen ansehen werden Sie feststellen, was Ihnen wirklich wichtig ist. Und vorallem auch, was Ihnen NICHT wichtig ist.
Um Ihr erfülltes Leben zu erreichen ist es nun Ihre Aufgabe, die unwichtigen Dinge aus Ihrem Leben zu entfernen und die gewonnene Zeit für die Dinge zu nutzen, die Ihnen wichtig sind. Viel Spass in Ihrem schönen, neuen Leben.