Über die Äonen der Zeit gab es immer etwas, für das es wert war, zu kämpfen. Ob um sein Überleben zu jagen oder um die eigene Familie zu schützen. Und so kam der Mensch im Verlauf seiner Geschichte eines Tages auf den Gedanken, die Kraft seiner schwachen Fäuste zu vervielfachen, indem er Sie öffnete und stattdessen ein Objekt umklammerte.
Niemand weiß bestimmt, ob zuerst der spitze Stein oder der spitze Stock erfunden wurde. Doch die Idee war revolutionär.Der Mensch erjagte plötzlich mehr Protein, was sein Gehirn weit größer werden ließ und gleichzeitig wurde sein Unterkiefer kleiner. Wo früher der Mann mit dem massivsten Unterkiefer bessere Überlebenschancen hatte, da er Faustschläge besser wegsteckte verlor sich dieser Vorteil fast völlig durch die Erfindung der Waffe.
Der Mann entwickelte immer bessere Methoden, scharfe Klingen aus Steinen zu bauen und diese in Holzgriffe einzubauen. Sei es als Messer, Speer oder Axt. Doch das Schwert war noch noch ein weitentfernter Traum. Da die Menschen mehr wurden begann auch der Kampf um Ressourcen sich vom Kampf gegen die Natur zu wandeln. Der Kampf gegen andere Menschen zum Schutz des eigenen Stammes begann und auf Ihn folgte die Entwicklung des Schildes. Die Steinspitzen brachen einfach zu leicht. Nur die Bewohner Mittelamerikas fanden einen Weg, eine lange Hiebwaffe aus Stein zu schaffen. Das Obsidianschwert. Ein langes, flaches Stück Holz, an dessen schmalen Rändern scharfe Osidianstücke eingearbeitet wurden. Eine erschreckend effektive Waffe gegen ungepanzerte Gegner, ist bearbeitetes Obsidian doch schärfer als es je ein Stück Metall werden könnte.
Doch zurück zu den alten Kontinenten. Das Rad der Zeit drehte sich weiter und der Mensch gedieh. Die Stammgemeinschaften wuchsen und ermöglichten die ersten Spezialisierungen. Mit diesen kam auch eine neue Stufe der Kultur.
Das Metall Bronze wurde circa 3300 vor Christus erfunden. Das erste Metall, welches hart genug war, zu Waffen verarbeitet zu werden und löste natürlich sofort die Stein und Holzwaffen ab. Auch sein goldener Glanz faszinierte die Völker. Man stelle sich vor, wie die Speerspitzen und Schwerter im Sonnenschein golden glitzern mussten! Noch dazu rostet Bronze nicht, selbst heute findet man Sie noch im einwandfreien Zustand in der Erde. Nur die hölzernen Griffe hat die Erde sich zurück genommen.
Zuerst wurde das Metall nur zu spitzen Dolchen, in der Form fast wie Nägel, und zu Speerspitzen verarbeitet. Je besser die Qualität des Metalls wurde, desto länger wurden die Klingen. Doch die ersten Schwerter sahen noch ganz anders aus als die heutigen.
Das erste schwertähnliche Objekt war das ägyptische Kopesh, mit dem die Herrscher des Nils Ihr Imperium begründeten.
Die Form mutet heute seltsam an. Ein langer, ungeschärfter Bronzestiel, der sich ab der Hälfte der Klingenlänge plötzlich zu einem geschärften Halbmond wölbt. Mit einem bisschen Fantasie lässt sich das wahrscheinliche Vorbild erkennen, die Axt. Es war eine formidable Waffe, deren Hieb schwere Schäden verursachte. Auch war die Spitze so geformt, dass man sogar noch Stiche mit der Klinge setzen konnte. Die Länge betrug zwischen 50-60 cm.
Mit der Zeit veränderte sich die Form, wandte sich von der Axt ab. Die Griechen entwickelten stattdessen eine längliche, blattförmige Klinge mit einer dicken Wulst entlang der Klingenmitte, welcher in der Mitte der Klinge entlanglief für größere Stabilität. Das neue Kurzschwert, Xiphos hatte Vorteile. Es war etwas länger (circa 60 cm Klingenlänge) und bot auf jeder Seite eine Klinge, um dem Feind zu schaden. Auch war es so viel besser geeignet für Stiche.
Die Römer nahmen diese Klingenform dankenswert auf und modifizierten Sie leicht zum Gladius. Das Schild blieb jedoch ein integraler Bestandteil der Ausrüstung. Ob als runde, mannshohe Schilde der Spartiaten, ovale Schilde von Unterstützungstruppen oder die rechteckingen Schilde der Römer.
Wie genau die antiken Kulturen genau mit Ihren Klingen kämpften weiß man heute nicht mehr, auch wenn es viele Versuche gibt, es herauszufinden. Immerhin wissen wir von Vegetius, dass die Römer sowohl Hieb, als auch Stich trainierten.Die Römer entwickelten derweil die Rüstung weiter. Vom einfachen, genieteten Kettenhemd zu der Lorica Segmentata, aneinandergeheftete Stahlplatten, welche Oberkörper und Schultern gegen Hiebe schützten.
Die Zeit schritt voran und ein neues Metall wurde geschaffen. Stahl. Stahl mag rosten, doch in seinen Eigenschaften war es Bronze weit überlegen. Härter, flexibler, standhafter. Wo Bronzeklingen oft nach Schlachten komplett verbogen waren und wieder gerade gerichtet werden mussten hielten die neuen Metallklingen viel länger durch. Auch schlug eine Stahlklinge tiefe Scharten in Bronzewaffen, ohne selbst größeren Schaden zu nehmen. In kurz war das neue Metall kriegsentscheidend. Wer mit Bronze gegen Stahl kämpfte verlor die Schlacht mit Sicherheit.
Auch wuchsen die Klingen schnell in der Länge durch die besseren Eigenschaften. Im römischen Reich ersetzte das längere Spatha nach und nach die Gladii.
Es kam der Zusammenbruch Roms und mit Ihm ein Zusammenbruch der Kulturen im Westen, wie nicht mehr gesehen seit der Bronzezeit. Doch die Stahlverarbeitung blieb erhalten und wurde weiterhin verbessert. Doch manches ging verloren. Die formidablen, rechteckigen Schilde der Römer verschwanden, da es keine eintrainierten Kampfformationen mehr gab. Und mit Ihnen auch die Lorica Segmentata. Stattdessen kehrte das Kettenhemd als Stichschutz zurück.
Noch immer kämpfte man mit Schilden, doch man war wieder zum Rundschild übergegangen, wie es auch die Wikinger nutzten. Diese hielten Schild und Schwert vor sich, das Schild entlang des Armes und nur die vordersten 20 cm der Klinge schauten über die Spitze des Schildes hinaus. Herr Warzecha hat sehr schöne Videos zur Rekonstruktion dieser Kampfmethode.
Doch das älteste (überlebende) Manuskript zum Kampf mit der Waffe ist „I.33“. Es zeigt den Kampf mit Schwert und Buckler. Der Buckler, nur ein kleines Schild groß wie ein Handteller, wird dabei immer schützend über die Schwerthand gehalten im Kampf. Es wurde jedoch auch ausgiebig genutzt, um die Klinge des Gegner wegzudrücken für einen Angriff und manchmal für einen Schlag ins Gesicht eines Kriegers, der zu nahe kam.
Früher hielt man das Manuskript nur für ein paar wirre Zeichnungen ohne Bezug zur Realität, doch die experimentelle Archäologie findet immer mehr ausgefeilte Techniken darin.
Die Klingen wurden länger und länger, zuerst zu 1 ½ Händern, die man mit der 2. Hand am Knauf packte oder gerade noch (wenn auch schwer) mit einer Hand schwingen konnte. Schlussendlich wurden Sie so lang, dass man Sie nur noch mit 2 Händen schwingen konnte.
In dieser Entwicklung verlor das Schild langsam seine Bedeutung, die es durch die gesamte Antike für den Krieger hatte als unverzichtbarer Begleiter. Damit trat jedoch ein neues Problem auf. Wie sollte man nun die gegnerische Klinge parieren, wenn man sich nicht auf den Schutz eines Schildes verlassen konnte? Die Lösung kam in 2 Metallnägeln, welche am Griff festgemacht wurden. Das Parierelement war geboren. Erst der Verlust des Schildes machte es nötig. Davor war es sogar eher hinderlich, verkanntet es sich doch sehr schnell am eigenen Schild bei Hieben.
Gleichzeitig wurden Rüstungen ausgefeilter, vom einfachen Kettenhemd und Helm zur bekannten vollen Ritterrüstung, in der es nur noch einige wenige Angriffspunkte an den Gelenken gab, was die Ritter dazu zwang, sogenannte Halbschwerttechniken zu entwickeln. Den einfach gerüsteten Gegner schlug man mit kräftigen Hieben durch deren Stoffschutz, den Gambeson. Traf man jedoch einen vollgepanzerten Gegner, so griff man das Schwert mit der 2. Hand in der Mitte der Klinge (Dort war Sie noch nicht scharf geschliffen) und ging in die Nahdistanz. Mit der so gepackten Klinge konnte man nun zielgenau die ungeschützten Gelenke angreifen. Oder man griff mit beiden Händen die Klinge und drosch einfach dem Gegner das Parierelement wie einen Krieghammer gegen die Rüstung und verursachte massiven Schaden.
Das Parierelement war also extrem wichtig geworden, doch es erforderte ein besseres Training, da man es genau richtig halten muss, um nicht doch den Gegner durchschlagen zu lassen. Darum entwickelten spätere Langschwertvarianten auch Ringe um das Parierelement herum, um einen besseren Schutz zu gewährleisten. Zuerst ein halber Ring, dem Parierelement entlang zum Schutz des Handrückens, dann eines gegenüber. Später sogar noch 2 weitere, die auf der Klinge auflagen und dem Zeigefinger Schutz boten, welchen man in späteren Kampfschulen gerne über das Parierelement legte für eine bessere Kontrolle der Klingenspitze.
Die einfachen Leute konnten sich solche wertvollen Schwerter jedoch nicht leisten, geschweige denn das lange Training. Drum blieben viele von Ihnen bei Schwert und Schild/Buckler und dem Speer. Oder dem „Messer“, einer langen Klinge mit Parierelement, sowie einem seitlichen Dorn, der die Handaussenseite schützt, wenn man die Klinge windet, um den Gegner parieren und zu treffen.
In dieser Zeit entwickelte sich auch im Westen der Dussak, ein Vorläufer des Säbels. Er war von den Shamshir Klingen der einfallenden Türken inspiriert.
Um 1600 herum kam dann eine neue Waffe aus den südlichen Ländern. Der Rapier. Lang wie ein Langschwert hatte man die Klinge schmaler geschmiedet, um Sie trotzdem in einer Hand führen zu können. Plötzlich hatte man wieder eine Hand frei für andere Waffen oder Schilde. Und man konnte plötzlich einen viel massiveren Handschutz bauen, da man keinen Freiraum um den Klingengriff herum mehr benötigte für die Bewegung der 2. Hand am Griff.
Gleichzeitig verlor die Rüstung jedoch stark an Bedeutung, da Schusswaffen inzwischen von einer Spielerei zu einer ernstzunehmenden Kraft auf dem Schlachtfeld wurden. Ihrer Durchschlagskraft Reichweite erhöhte sich stetig und so verdrängten Sie die Rüstung komplett. Entgegen manchem beliebten Film ist eine Rüstung nun eben nicht kugelsicher. Und wozu sollte man sich noch einen teuren Harnisch anfertigen, wenn der einfachste Bauer einen mit einer Kugel vom Pferd schießen konnte? So war es für den Rapier kein Problem, sich mehr auf den Stich zu konzentrieren, da es kaum noch gepanzerte Gegner gab.
Der Rapier selbst wandelte sich dann über 200 Jahre in viele verschiedene Formen. Die Klingen wurden erst immer länger, bis man mit Ihnen kaum noch einen effektiven Hieb setzen konnte. Die Klinge war dafür einfach zu schmal und dick geschmiedet. Doch die unendliche Reichweite wog es auf in den Augen Kämpfer.
Um den Handgriff wanden sich zuerst mehrere Metallstäbe zum Schutz und später wurde es zu einem rundlichen Schild, der die Hand schützte. (Die extremste Form dieses Handschutzes hatte das schottische Breitschwert. Die ganze Faust war umhüllt von Metall wie in einem Ritterhandschuh.)
So kämpfte man mit Rapier und Dolch (oder Buckler/Targe) gegeneinander und oft versuchte man, mit dem Dolch die Klinge des Gegners zu fangen und dann den tödlichen Stoß zu setzen.
Die Säbel entwickelten sich derweilen ebenfalls, wurden länger, manche krumm, andere eher gerade. Doch lange musste nur ein einfacher Handbügel wie beim Dussak über die Knöchel zum Schutz herhalten.
Die Zeit verflog und die Schusswaffen wurden immer besser. Auch Bajonette betraten mit Vehemenz die Bühne. Der Rapier wurde wieder kürzer und leichter, da er mehr zur Schau, denn zum Kampf getragen wurde. Immer kleiner wurde er, bis er schlussendlich von einem 1,5-2 Kilo Gerät zu einem 500 Gramm leichten Galadegen wurde. Um da noch die Stabilität im Stich zu gewährleisten schmiedete man die Klinge nun 3eckig aus, einem V ähnlich. Dabei verlor Sie jedoch entgültig die Fähigkeit zum Hieb. Und mit der Geburt dieser extrem leichten, schnellen Klinge war auch die zugehörige Übungswaffe, das Florett geboren. Die erste Waffe, die heute noch im Sportfechten eine Rolle spielt.
Um 1900 wurde auch der Säbel zunehmend vom Schlachtfeld verdrängt. Die Klingen wurden leichter und man entschloss sich die Seiten des Parierelements klappbar zu machen. So war die Klinge angenehmer zum tragen. Für den Fall eines Kampfes hielt dieser Schutz zwar nur noch ein, zwei Hiebe aus, ohne abzubrechen, doch die Chancen, mehrere Kämpfe hintereinander mit dem Schwert zu führen waren inzwischen vernachlässigbar gering geworden.
Manche Offiziere liefen mit Revolver und Schwert in der Hand auf den Schlachtfeldern herum, in den USA schrumpfte das Schwert (ausserhalb der Kavallerie) wieder auf die Länge der kürzeren Kurzschwerter der Antike. Das Bowiemesser war geboren.
Der erste Weltkrieg wurde zur Zäsur. Gewehre waren dem Schwert erstmals einfach haushoch überlegen. Es gab noch Kavallerieregimente, doch diese wurden von Maschinengewehren einfach niedergemäht. In dieser Zeit schrieb auch General Patton (ja, der Patton) ein kurzes Buch zur Zukunft der Kavallarie, in der die Reiter zu Sturmtruppen werden sollten, die mit geraden Säbeln auf den Gegner zureiten sollten und Ihn wie mit Lanzen aufspiessen. Seine Säbelvariante erhielt extra eine geformte Mulde für den Daumen, um besonders dafür geeignet zu sein. Die Kunst war aus der Kampfkunst des Schwertes verschwunden.
Natürlich ersetzte stattdessen der Panzer die Kavallerie. Zu einfach waren nun die ehemals erhabenen Reiter zu töten. Das Schwert war nur noch ab und zu in Ehrenduellen durch Säbel oder Degen vertreten.
Der letzte Einsatz eines Schwertes fand im 2. Weltkrieg statt durch einen Soldaten namens „Mad Jack“ Churchill. Er trug es sogar bei der Landung in der Normandie am D-Day. Ein Soldat ohne Schwert sei ungebührlich angezogen, sagte er selbst. Genutzt im Kampf hatte er die Klinge jedoch nie. Dafür verdanken wir Ihm die letzte bestätigte Feindestötung durch Pfeil und Bogen in einem Krieg.
Heute trägt kein Soldat mehr ein Schwert im Krieg. Es würde auch keinen Sinn mehr machen zwischen Granaten, Gewehren und Pistolen. Doch auch noch heute ist ein scharfes Messer der treue Begleiter eines jeden Soldaten. Und so endet die Geschichte des Schwerts dort, wo sie vor vielen Jahrtausenden begonnen hatte. Als Messer im Gurt eines Kriegers.
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