Der richtige Griff für das Florett

Für das Florett gibt es 3 verschiedene Griffe. Wer mit klassischem Fechten beginnt, bekommt meist den sogenannten Pistolengriff in die Hand gedrückt und gut ists.
Welchen Griff man bevorzugt hängt natürlich von den persönlichen Präferenzen und Zielen ab. Aber da die meisten Ihre erste Stunde mit dem Pistolengriff beginnen und danach nie mehr etwas anderes ausprobieren sollte man die Vor- und Nachteile der Griffe kennen.

Der italienische Griff


Am nähesten dran an einem richtigen Schwertgriff hat er als einziger der drei noch die Parierstange und 2 Schutzringe (Quart und Terz-Bügel nach den Stellungen Quart und Terz). Auch ist sein Griff nicht gebogen, wie bei den ergonomischeren Griffen, welche später entstanden. Er ist das, was man sich normalerweise unter einem Schwertgriff vorstellt.

Interessanterweise sind die Ringe beim Florett breit genug, die Finger durchzustecken, während bei vielen scharfen Degen aus der Zeit die Ringe so klein geworden sind, dass man die Fingerspitzen nur noch auflegen konnte, aber nicht mehr durchgreifen.
Deswegen sind die Schutzbügel beim Florett eher ein Vermächtnis aus der Zeit des Rapiers.

Der französische Griff


Parierstange und Schutzbügel wurden entfernt und der Griff wurde leicht gebogen, um besser in die Hand zu passen. Der erste Schritt weg von der Übungswaffe für den Kampf zur Übungswaffe für den Sport.

Der Pistolengriff


Ursprünglich entwickelt für Menschen mit Handverletzungen, um trotzdem fechten zu können hat er sich inzwischen in der Sportwelt durchgesetzt und wird von den meisten Sportfechtern benützt. Die Form gleicht dem Griff einer Pistole mit einem gebogenen Bügel, der sich gegen die Innenseite des Handgelenks schmiegt.

Der Pistolengriff ist der Einfachste der Griffe. Schnell gelernt und auch geeignet für Grobmotoriker. Man kann Ihn auch relativ lange halten, ohne zu ermüden. Deswegen sehr gerne auf Turnieren verwendet. Auch fällt es dem Gegner sehr schwer, einem die Waffe aus der Hand zu schlagen.
Dafür gibt es eine Menge Nachteile. Durch seine „ergonomische Form“ tendieren Anfänger dazu, dauernd das Handgelenk zu knicken, was schädlich für sowohl Technik als auch Handgelenk ist. Auch ist die Kontrolle der Spitze nicht so fein wie bei anderen Griffen. Und wer später auf den Säbel umsteigen will oder irgendeiner Klingenwaffe, vom Gladius über das Langschwert bis zum Rapier, wird eine sehr unangenehme Umgewöhnungszeit erleben.
Auch verführt der Pistolengriff zu einer Menge schlechter Angewohnheiten. Mehr dazu beim ital. Griff.

Der franz. Griff ist etwas weniger ergonomisch als der Pistolengriff. Man braucht etwas länger, mit Ihm zu lernen und man kann nicht so fest greifen wie beim P-Griff. Auf Turnieren kann man jedoch den Griff verändern und z. B. den Griff weiter hinten packen, bis hin zum Knauf. Das gibt dem Fechter im Turnier eine etwas längere Reichweite, als seinem Gegner.
Besser als der P-Griff ist der franz. Griff geeignet für das Training, wenn man den Umgang mit richtigen Waffen erlernen möchte. Der Umstieg auf den Trainingssäbel ist so um einiges leichter.

Der italienische Griff kommt heute auf Turnieren aus verschiedenen Gründen fast nicht mehr vor. Er ist jedoch ein vorzügliches Trainingsgerät, da sogar seine Nachteile dem Übenden positiv beeinflussen. Ja, er zwingt seinen Nutzer geradezu, sich positive Handlungsweisen anzueignen. Durch seine unergonomische Form zwingt der Griff den Anwender dazu, nur im Moment des Stichs, oder um eine besonders heftig geführte Attacke abzuwehren, fest zu zugreifen. Wer, wie beim P-Griff, einfach die gesamte Zeit zupackt wie ein Stier darf auf eine Menge Schmerz einstellen. Ein Schwert sollte; wie viele alte Schriften reüssieren; nicht einfach hart wie ein Hammer gehalten werden. Ein Autor sagte sinngemäß, ein Schwert solle wie ein Vogel in der Hand gehalten werden. Fest genug, um nicht davon zu fliegen, aber sanft genug, um Ihn nicht zu zerdrücken.
Das macht die Klinge flinker und wendiger.

Auch schult es die Reaktionsgeschwindigkeit, da die Klinge leichter aus der Hand zu schlagen ist, wenn man nicht in dem Bruchteil der Sekunde eines gegnerischen Angriffs den Griff verhärtet.
Auch das Knicken des Handgelenks wird schnell unterbunden, da der Knauf bei korrekter Haltung in den Stellungen Sixt und Oktav, sowie bei vielen Stößen merklich gegen den Unterarm drückt. Es ist so leicht für den Anfänger, im Gefecht zu spüren, ob er das Handgelenk knickt, während die Augen auf den Gegner gerichtet sind.

Der letzte, der großen Vorteile besteht darin, den Nutzer gleich im Umgang mit anderen Schwertgriffen zu trainieren. Wer mit dem ital. Griff gelernt hat, kann sich sehr schnell auch mit den Eigenheiten der Handhabe eines Säbels, Rapiers oder anderer Einhandwaffen zurechtfinden. Gerade richtig für jene, die auch andere Waffen neben dem Galadegen erlernen möchten.
Aber! Der Italienische Griff ist anspruchsvoller. Er verzeiht weniger Fehler.

Wie man sieht haben alle Griffe Ihre Vorteile. Gut, doch wie steht es mit dem Umstieg von einem Griff zum anderen? Es ist wie mit dem Auto. Der Pistolengriff ist ein Automatikgetriebe, während der italienische Griff eine manuelle Schaltung ist. Wer von der Handschaltung zu Automatik wechselt hat keine Probleme. Wer immer nur Automatik fährt und plötzlich mit Handschaltung fahren will, der hat hingegen arge Anfangsprobleme.

Wer jedoch seine Technik verbessern möchte, oder vorhat, weitere Waffenklassen und Systeme zu erlernen, dem sei der italiensche Griff angeraten. Nicht umsonst haben die Menschen Griffe dieser Art seit tausenden Jahren fast unverändert benützt.

(Fotos von Allstar)

5 Gedanken zu „Der richtige Griff für das Florett“

  1. Hallo,

    kann man Florettpistolengriffe auch auf einen Degen montieren? Mir scheint, die Griffe untescheiden sich. Leider finde ich keine Hinweise, wie sie sich unterscheiden.

    1. Hallo und willkommen Mikkel,

      Ich hab zwar gerade kein Pistolenflorett greifbar zum Testen, aber das sollte problemlos funktionieren! Beim franz. Griff hab ich es verglichen. Der Erl hat bei beiden den selben Durchmesser und auch circa gleiche Länge. Die „Endkappe hinten lässt sich beliebig bei beiden aufschrauben. Nur dass die Teile beim franz. Griff massiver sind.
      Normalerweise müsstest du den Griff ohne Probleme montieren können.

      Leider komme ich erst am 14.01. wieder an einen Florettpistolengriff zum Vergleichen. Ich hoffe trotzdem, dass ich dir etwas weiterhelfen konnte und schreibe dir nochmal ein Update, sobald ich es prüfen konnte.
      Würde mich freuen, von dir zu hören, wenn du es in der Zwischenzeit probiert hast.

      Viele Grüße,

    1. Freut mich, dass du meinen Artikel interessant gefunden hast!
       
      Leider ist der italienische Griff bei Allstar und Uhlmann während Covid aus dem Programm gefallen. Allstar hat noch Restbestände an Knauf und Glocke, aber leider keine Griffstücke mehr. 
      https://allstar.de/search?search=ital

      Es gibt noch kleinere Hersteller wie HF-Armory, welche italienische Griffe anbieten.
      Das hier kommt den alten italienischen Klingen noch am nächsten:
      https://hf-armory.com/en/shop/weapon/other-weapon/smallsword-lightweight/

      Sie haben auch noch andere, die sind aber meist eher historisch, also mit einem Parierbügel gegen Säbelschläge ausgerüstet oder mit einer Degenklinge statt einer Florettklinge ausgestattet, um Sie näher an die orginalen Galadegen zu bringen. Kurzer Hinweis, da HF-Armory in der Ukraine ist fallen leider Zollgebühren an, die noch auf den Preis kommen.

      Oliver Janseps hat sich eine italienische Glocke machen lassen von inmotu Shop, das wäre auch noch eine Quelle, bei der man nachfragen kann. (Er hat übrigens auch eine Menge Videos zum historischen Fechten mit dem Galadegen. Manches davon ist im modernen Fechten nicht mehr erlaubt, aber trotzdem interessant zum anschauen.)
       https://www.youtube.com/watch?v=wkW-ZednwGY

      Am besten du fragst auch mal bei deinem Verein, was in Ordnung bzw. gern gesehen ist. Es gibt ja manche Vereine welche so „altmodische“ Klingen ganz ungern sehen. Mein Verein hat sich nie am Italienschen gestört, während ich andere Vereine kenne bei denen der Trainer am liebsten ausschließlich Pistolengriffe sehen will. Nicht, dass du dich über deinen Kauf freust und dann der Trainer motzt.
      Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.

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