Griechenland, EU und ein Bürgerkrieg?

Nein, es geht nicht um die Schuldfrage. Schuldzuweisungen sind zwar einfach, jedoch irreführend. Egal, ob nun Griechenland sich selbst zugrunde gerichtet hat, oder die Troika mit den Sparmaßnahmen Griechenlands Wirtschaft ruiniert habe, es ändert nichts am Status Quo.
Doch wie steht dieser denn nun?
Griechenland ist wirtschaftlich am Ende und die Mehrheit der Bevölkerung hat keine Reserven mehr, nicht einmal mehr Zugriff auf das eigene Bargeld. Abgesehen von einer erlauben Abhebung von 60 EUR pro Tag. Trotzdem geht den Banken schon das Geld aus.

http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-07/das-falsche-versprechen

Das Einzige, was Griechenland nun noch helfen würde, wäre ein Schuldenerlass, dieser steht jedoch für die EU ausser Frage.

http://www.heise.de/tp/artikel/45/45433/1.html

Verständlich auf der anderen Seite, würden doch kurz darauf die anderen Nationen, wie Spanien, Portugal oder Italien ebenso darauf pochen. Das inzwischen vergessene Zypern sowieso.
Man muss der griechischen Regierung jedoch ein gewisses Demokratieverständnis zugestehen, das uns inzwischen abhanden gekommen ist. Frau Merkel hätte uns nie gefragt, ob wir Griechenland mit Krediten versorgen wollen oder nicht.
Das Ergebnis war eigentlich abzusehen. Da die viele Griechen nicht einmal mehr Geld für Medikamente haben, kam auf die Frage, ob man die Politik der Troika weiter haben will ein klares Nein zurück.

http://www.heise.de/tp/news/Spanien-In-Griechenland-hat-die-Demokratie-gewonnen-2736937.html

Konsequent wäre es nun gewesen, wenn die griechische Regierung den Grexit tatsächlich vollzogen hätte. Leider schienen die werten Herren jedoch zu Glauben, mit der Entscheidung die EU zu geringeren Auflagen zwingen zu können. Was haben die sich geirrt. Zur Strafe, das Volk nach seiner Meinung zu fragen, muss Griechenland nun noch härtere Einschnitte abnicken, als die der ursprünglichen (und vom griechischen Volk abgelehnten) Abstimmung.

http://www.heise.de/tp/artikel/45/45428/1.html

Werden die Einschnitte Heilung bringen? Nein. Natürlich nicht. Im Gegensatz zu den anderen Krisenländern hat Griechenland keine nennenswerte Industrieproduktion. Also fehlt der Rettungsanker. Die restliche Wirtschaft liegt am Boden, da niemand mehr Geld hat zum Ausgeben. Ob dies nun selbst verschuldet ist oder nicht, tut für diese Analyse erstmal nichts zur Sache.

Fakt ist, dass die Einführung der Drachme Griechenland gut tun würde. Natürlich würde die neue Währung massiv abwerten und ausländische Güter, damit sind dann auch Produkte aus Euroländern gemeint, würden extrem teuer. Sogar eine Verdoppelung der Einkaufspreise wäre locker drin. Also wären die Griechen gezwungen, innerhalb der Nation produzierte Güter zu kaufen, was die Wirtschaft ankurbeln würde. Außerdem würden nach einiger Zeit ausländische Investoren nach Griechenland strömen, um von den plötzlich 50 bis 60% günstigeren Produktionskosten zu profitieren. Die Schulden Griechenlands blieben weiterhin in EUR notiert, also wären die Ausfälle minimal.

Das Gegenbild sieht so aus:

Die Griechen erhalten weitere Milliardenkredite, welche die Schulden des Landes NOCH WEITER erhöhen. Dafür werden an sozialen Einrichtungen und Infrastruktur Sparprogramme durchgesetzt, welche die Wirtschaft lahmlegen und in ein, zwei Jahren zu weiteren „Rettungskrediten“ führen werden. Das Ganze wiederholt sich dann, bis das Land endgültig zusammenbricht und wie in Zypern die Bürger Teilenteignet werden.

http://www.deutschlandradiokultur.de/jugend-ohne-hoffnung-nach-dem-bankencrash-auf-zypern.979.de.html?dram:article_id=324753
Da sich die EU unter Führung von Merkel und Schäuble sich für die zweite Variante entschieden haben, werden sich wohl folgende Entwicklungen ergeben:

Die Reformen verschlechtern die Lage der Bürger in Griechenland noch weiter und Hungersnöte werden sich entwickeln. Die ersten Anzeichen davon sind schon zu spüren.

http://www.handelsblatt.com/politik/international/schuldenkrise-in-griechenland-setzt-sich-der-hunger-fest/6273708.html

Die Griechen wiederum fühlen sich von der eigenen Regierung betrogen, da Sie ja gegen weitere Einschnitte gestimmt hatten. Man merke: ein selbstgewähltes Leid lässt sich besser ertragen, als eines, das man vorgesetzt bekommt.
Die Streiks werden sich intensivieren und Aufstände werden häufiger und intensiver.

http://www.spiegel.de/reise/europa/griechenland-streik-der-medien-und-im-flug-bahn-und-faehrverkehr-a-1005099.html

Die Regierung, gezwungen auch an Militär und Polizei zu sparen, wird Ihr Gewaltmonopol verlieren in Teilen des Landes, welche dann von ansässigen Mobs kontrolliert werden.
Die verschiedenen Gegner der Sparprogramme, wie Anarchisten, Faschisten, und Linke werden sich verbünden, um die Regierung zu stürzen, deren Verteidigung in sich zusammenbricht. Dann herrscht Bürgerkrieg um die Macht.
Eine Einwanderungspolitik oder Grenzkontrollen wird es dann natürlich auch nicht mehr geben. Also werden wahrscheinlich eine gigantische Menge Flüchtlinge in das Land strömen, von Irak und Syrien über die Insel Zypern nach Kreta, gefolgt von einer großen Gruppe IS Kämpfer, vor denen Sie eigentlich davongelaufen sind.
Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie der islamistische IS versuchen würde, einen europäischen Brückenkopf zu erschaffen, von dem aus dann in die EU einmarschiert werden kann.

Noch ist das alles nur Theorie. Außerdem kann ein beherztes Eingreifen der EU Staaten durch einen Richtungswechsel vieles abwenden. Sollte es jedoch so weitergehen wie bisher, könnte es sein, dass wir plötzlich syrische oder ukrainische Zustände in einem Teil der EU zu bekommen.

 

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